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Bei den Kühen
Rheinland Pfälzische Landesmeisterschaft in Pirmasens
08.08.2002, 4. Wertungstag
Nach der Prognose von Norbert Kries läßt uns die schwierige
Wetterlage heute wohl nur ein kleines Wetterfenster bevor die Wolken
überentwickeln, schauern und sogar gewittern.
Also gut, an so einem Tag kann
man nichts gewinnen, nur verlieren - wir beschließen einen frühen
Abflug.
Gesagt - getan. Kaum ist die Linie offen, sind wir auch am Deckel
und fliegen ab. Die Basis liegt in Pirmasens (380m MSL) bei knapp 1500m MSL,
also gut 1100m über Grund. Bis zur Wende sind es nur 30km, der erste Bart steht
schon über der Grenze in Frankreich, bringt 1.5 m/s und die Basis liegt nur noch
bei 1250m MSL.
10km vor der 1. Wende (Götzenbrück, ein Turm bei Bitche) steht die letzte Wolke.
Zwischendrin weder eine Entwicklung noch Sonneneinstrahlung. Wir müssen wohl von
hier aus an die Wende gleiten und wieder zurück. Deshalb nehmen wir jeden Meter
mit der geht und kurbeln bis es Dunkel wird, schiessen mit 180km/h unter der
Basis raus und ziehen hoch... viel mehr geht nicht.
Nun ist gleiten angesagt.
Faden in die Mitte - schön langsam - direkter Weg.
Um die Wende rum auf
Gegenkurs, wird es auch optisch sehr klar, das es nun eng wird. In 250m über
Grund kommen wir wieder unter der Wolke an, es ruppelt, aber kein Steigen. Da
vorn... kleiner Hang, Sonne drin, Wind steht drauf... da muss er kommen. Die
Luft wird noch unruhiger, der erste Halbkreis +0.5m/s, zweiter Halbkreis
-0.8m/s, auch zentriert nur integriert -0.2m/s, aber bockig... der kommt noch...
suchen, probieren ...und sinken. In 120m über Grund beende ich meinen letzten
Kreis. Aus, Ende - Entscheidung zur Landung! Vor der Wiese ist noch eine
Hochspannungsleitung und welche der beiden Wiesen ich nehme, weiß ich auch noch
nicht. "Bin direkt hinter dir - Links oder Rechts?", sagt Mathias über Funk.
"Ich gehe links" antworte ich, reine subjektive Entscheidung: das Gras sieht
links einfach saftiger und grüner aus... Über die Hochspannung, über einen
kleinen Zaun und abfangen, aufsetzen, ausrollen, Haube auf - kurzer
psychologischer Tiefpunkt (Anfänger - nicht mal 30 min. seit Abflug, ...wie kann
man nur so dämlich sein und mitten im Wertungsflug landen, Pfeife, ....fliegst
du hier als Clown mit??), abschnallen, aussteigen, Blick an den Himmel, der Pulk
ist da..., überall tiefkurbelnde Flugzeuge. Wolfgang Zeyen kommt gerade mit
seiner Club-Libelle, in vielleicht 150m über Grund, zur gleichen Stelle an der
ich eben war... Hmm, er macht Kreis für Kreis und muss nicht landen.... Hmmm,
ich glaube, er steigt sogar.... 50m drüber kurbelt Buddy... +0.3 m/s höre ich
ihn im Funk sagen. O.K. - ich mache innerlich einen Haken an den Tag und
schaue mich nach Mathias um.
Gleich über der Strasse, sehe ich ihn
winkend an seinem Flieger in der Wiese stehen.
Wir treffen uns in der Mitte der Strasse, bedauern uns kurz, stellen gegenseitig
zustimmend fest, das es gar nicht anders ging und es nur mit viel Pech und dem
Zusammentreffen einer Vielzahl unglücklicher Umstände zu erklären ist, das wir hier
sitzen. Positives Denken. Die Laune steigt wieder, der Humor kehrt zurück. Wir rufen
in Pirmasens an und geben den Ort unseres ruhmreichen Aufschlag durch.
Plaudernd
stehen wir da und schauen in den Himmel, an dem nun so ziemlich jeder vom
Teilnehmerfeld, mit anscheinend unbeschwerter Leichtigkeit, vorüberzieht.
Plötzlich hören wir lautes Muhen (=Kuh-Gebrüll) hinter uns. Zu unserem und mehr
noch zu Mathias Entsetzen nähert sich eine große Anzahl Kühe (Herde?) lautstark
und zielsicher seiner LS4. Schnell ist der brave Flieger umzingelt und wird
mißtrauisch beäugt, abgeschleckt und mit der Nase leicht berührt...
Wir beratschlagen, wie wir das Flugzeug retten. Die Idee Cowboy zu spielen und die Herde in die
andere Ecke der Wiese zu treiben, verwerfen wir mangels Insiderwissen sofort
wieder. Weglocken funktioniert nicht, das Flugzeug auf "ihrer" Wiese ist wohl
interessanter.
Ich beruhige Mathias, das ich mal gehört habe, das die Kühe von
einem Flugzeug nur neugierig und aufgeregt sind, aber nicht drauftreten oder was
kaputtmachen (ich sagte nicht, das ich nicht mal mehr wußte, wann, wo oder von
wem ich das gehört hatte und hoffte inständig, das es sich das auch bewahrheiten
wird). Wir beschlossen also Kühe und Flugzeug zu ignorieren und einfach auf
die Anhänger zu warten...
In dem Moment hält ein Auto. 2 jungen Damen steigen aus.
Eine mit der Kamera auf der Schulter, die Andere mit einem Mikrophon in der Hand. Da wir
ihrem französichem Wortschwall nur mit großen Augen und freundlichem Grinsen
antworten, packen sie ihre passablen Deutschkenntnisse aus. Französiches
Fernsehen... die Szenerie wird filmisch festgehalten. Mathias und ich
nacheinander interviewed. Ein fröhliches "Bon Voyage" und weg sind die Zwei
wieder. Später stellte sich heraus, das im Umkreis von ein paar Kilometern 7
Segelflugzeuge im Acker lagen und sie die meisten "besuchten".
Endlich kommen unsere Rückholer. Zuerst bauen wir meinen Flieger ab und dann widmen wir
uns der umzingelten LS-4, aber das heranrollende Auto mit einem Anhänger
hintendran, ist den Kühen dann doch zuviel. Sie sehen unseren entschlossen Blick
und ziehen sich zurück...
Der Wertungstag war schlicht eine Katastrophe - aber die Bilder waren es wert ;-))
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